Das Wesen des Notrufs ist die Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit, deren Gewährleistung in Zeiten der Pandemie naturgemäß herausfordernd war. Gleichzeitig steig der Bedarf spürbar und die Telefonseelsorge war bemüht, mehrere Berater*innen gleichzeitig einzusetzen. Dazu wurden auch die Chatzeiten ausgedehnt, was vor allem für das seelische Gleichgewicht der jüngeren Zielgruppe, die besonders unter dem Lockdown litt, wichtig war. In der Zeit der Pandemie war es natürlich von Vorteil, dass die Hilfsangebote kontaktlos sind.

Parallel dazu wurde alles darangesetzt, mit der vor der Pandemie gestarteten Ausbildung fortzusetzen (die ehrenamtlichen Helfer*innen absolvieren eine einjährige intensive Ausbildung), um das bestehende Team aufstocken zu können. Die Umstellung von Präsenz auf Online-Module bedeutete zwar einen zusätzlichen Aufwand, eröffnete aber auch viele Lernfelder.

Vor allem jenen Menschen, die schon vor der Pandemie durch Krankheit, Jobverlust usw. schwer belastet waren, fehlte die Alltagsstruktur. Der Anruf oder Chat gibt Struktur und gemeinsam mit den Berater*innen wird nach möglichen nächsten Schritten gesucht. Allein das Wissen darum, dass jemand rund um die Uhr da ist, ist entlastend. So kann z. B. eine aufkommende Panikattacke abgefedert werden und es nimmt Druck Ängste und Sorgen aussprechen zu können.

Da Sozialkontakte oder die therapeutische Betreuung wegfielen, konnte das Team der Telefonseelsorge bei der Überbrückung helfen. Besonders in Erinnerung sind die Gespräche mit Menschen, die ihre Lieben im Heim oder Krankenhaus nicht besuchen durften und im traurigsten Fall sich auch nicht mehr vor deren Tod von ihnen persönlich verabschieden konnten. Für diese Menschen – vor allem in der Nacht – da sein zu können, spiegelt unseren Auftrag am besten wider.